Tatkräftig für den Artenschutz

Mit 84 Jahren hat die Ossendorferin Marie-Luise Weiffen in diesem Jahr ihr Amt im Erweiterten Vorstand des Naturkundlichen Vereins Egge-Weser e. V. aus Altersgründen abgegeben. Das war Anlass für den Verein, sie zuhause in ihrem lebendigen und artenreichen Garten zu besuchen und für ihr besonderes Engagement für den Naturschutz zu danken. Der Garten umfasst eine kleine Obstwiese, einen Teich und ein großes Areal mit Gemüsepflanzen, Kräutern und Blumen in schönster Mischkultur. Dabei gibt es auch selten angepflanzte Arten wie Alant, Seifenkraut, Herzgespann und Osterluzei zu bewundern. Das Hauptaugenmerk bei der Gartenpflege liegt für Marie-Luise Weiffen darauf, alte Arten zu erhalten und den verschiedenen heimischen Insekten ein möglichst vielfältiges Nahrungsangebot zu bieten. Aus ihrem Garten hatte sie dem NEW auch Ableger für die Bepflanzung der Naturfenster am Wall in Höxter im Rahmen der Landesgartenschau 2023 zur Verfügung gestellt.

Die engagierte Naturschützerin hat sich bereits seit 2009 einen Namen mit dem Aufbau und dem Schutz artenreicher Ackerränder gemacht. Beim Besuch des NEW in Ossendorf wurde daher auch ein gemeinsamer Ausflug zur nahe gelegenen Franzosenschanze unternommen, um den aktuellen Schutzstatus der dortigen Ackerränder zu begutachten. Jetzt im Frühherbst konnten beispielsweise noch einige Exemplare der pinkfarbenen Knollen-Platterbse und des blauen Ackerrittersporns gefunden werden. Bei den Ackerwildkräutern zeigt sich eine besondere Stärke von Marie-Luise Weiffen: sie bleibt hartnäckig am Ball, um die Vielfalt „ihrer“ Ackerränder zu erhalten. Bei Bedarf macht sie die zuständigen Ämter oder auch die Landschaftsstation im Kreis Höxter auf Probleme aufmerksam. Jahrzehntelang hat sie selbst tatkräftig Pflegemaßnahmen und Exkursionen in den Naturschutzgebieten rund um Warburg durchgeführt, wobei ihr Herz besonders dem Rabensberg und dem Weldaer Berg gehört.

Bei bestem Wetter ging der Ausflug weiter zum Burgfriedhof in Warburg. Hier pflegt Marie-Luise Weiffen seit 15 Jahren einen großen Bestand der seltenen Osterluzei im Schutz einer sonnigen Steinmauer. Als alte Heilpflanze aus dem Mittelmeerraum ist die Osterluzei sonst üblicherweise in warmen Weinbaugebieten verwildert anzutreffen. Im Kreis Höxter findet man sie noch in Daseburg und Borgentreich in der Umgebung alter Gärten. Die früher sehr begehrte Heilpflanze wird wegen ihrer Giftigkeit heute in der Schulmedizin und Volksheilkunde nicht mehr verwendet. Der Bestand in Warburg ist eine Rarität und Marie-Luise Weiffen hütet diesen Schatz, in dem sie die Fläche regelmäßig von Baumsämlingen befreit und angrenzende Bepflanzungen fernhält. Auf dem Burgfriedhof in Warburg macht jetzt auch eine neue Infotafel des Kreises Höxter auf die schöne Osterluzei aufmerksam und gibt Informationen zum Vorkommen, zu den eigenartigen Kesselfallenblüten und zur früher üblichen Verwendung der Pflanze. Die Aufstellung der Tafel geht auf die Idee und Initiative von Marie-Luise Weiffen zurück. Nach einem interessanten Tag bedankte sich der NEW bei Marie-Luise Weiffen abschließend auch für ihre langjährig engagierte Mitarbeit im Erweiterten Vorstand des Vereins, dessen Ehrenmitglied sie seit 2005 ist.

Gewöhnliche Osterluzei (Aristolochia clematitis) Foto: Barbara Neubacher